Die Inschrift steht
in der Tradition römischer Grabsteine der Spätantike,
entstammt aber bereits der Merowingerzeit. Sie verweist auf ein
im Alter von noch nicht fünf Jahren verstorbenes Mädchen
mit dem erschlossenen Namen Rusufula (Name in 3. Zeile, Anfang:
RV[S]V[F]VLA). Der nachlässig eingeschlagene, teils vulgärlateinische
Text bildet einen holprigen Hexameter mit einem überzähligen
Fuß und wird durch zwei Tauben in einfacher Strichzeichnung
sowie ein Christusmonogramm in einem Kreis ergänzt. Dieses
Symbol deutet ebenso wie die Angabe SOCIATA M[ARTYRIBU]S (beigesellt,
d.h. begraben bei den Märtyrern) darauf hin, dass Rusufula
Christin war. Mit Märtyrern sind wohl die Heiligen der thebäischen
Legion gemeint, die in St. Gereon verehrt werden. Der Stein stammt
möglicherweise aus der Umgebung der Kirche und dürfte
damit der früheste direkte Beleg für die Verehrung von
Märtyrern in Köln, hier des hl. Gereon und seiner Gefährten
sein.
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Kalkstein mit Inschrift, Buchstaben neuzeitlich
mit Farbe ausgemalt - Römisch-Germanisches Museum der
Stadt Köln, Inv. Nr. Stein 283. |
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