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O.
Katholiken und Protestanten
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Nachdem
Kölner Erzbischöfe 1543/47 und 1583/84 vergeblich versucht
hatten, die Reformation im Erzbistum Köln einzuführen,
verharrten die Gläubigen zum weitaus größten Teil
im altkirchlichen Glauben. In einigen Gebieten setzte sich allerdings
der Protestantismus in lutherischer oder reformierter Form durch,
doch nur in wenigen kleineren Gebieten wurde die Entscheidung des
Landesherren konstitutiv für die Konfession der Untertanen.
Protestantische Gebiete lagen vor allem in Teilen Westfalens, des
Niederrheins sowie im Bergischen und im Westerwald. In den großen
Territorien Jülich-Berg-Kleve-Mark kam es zu stark gemischtkonfessionellen
Verhältnissen als Folge spezifischer landesherrlicher Reformwege
im 16. Jahrhundert sowie fehlender Festlegung "von oben"
aufgrund des zeitweiligen politischen Schwebezustands unter einer
Gemeinschaftsregierung von zwei seit 1614 konfessionell verschiedenen
Landesherren (Brandenburg, reformiert, bzw. Pfalz-Neuburg, katholisch).
Lokal wie regional ist je nach der Situation im Stichjahr 1609 bzw.
dem im Westfälischen Frieden festgesetzten Stichjahr 1624 die
Gemeindebildung und -ausstattung staatlicherseits geregelt worden.
An manchen Orten behalf man sich mit "Simultaneen", d.
h. Kirchengebäuden, die beiden Konfessionen gehörten.
Das Verhältnis der Konfessionen war sowohl von distanzierter
Ruhe als auch von ständigen Auseinandersetzungen um die Wahrung
der jeweiligen Rechte geprägt. Immerhin haben Menschen, die
z. B. aufgrund konfessionsverschiedener Ehe in Orte mit Gemeinden
anderer Konfession zogen, meist ihren persönlichen Glauben
praktizieren können.
Seit 1815 wurde das Nebeneinander von Katholizismus und Protestantismus
in erheblichem Maße durch die Tatsache bestimmt, dass der
preußische Staat faktisch wie offiziell ein evangelischer
Staat war. Entsprechend belastend wirkten sich die großen
Kirche-Staat-Konflikte bis zum Ende des Kulturkampfes aus; erst
die Gleichberechtigung im demokratischen Staatswesen seit 1918 änderte
die Lage grundlegend. In beiden Konfessionen hatten sich im frühen
19. Jahrhundert strenggläubigere Richtungen durchgesetzt, katholischerseits
der sog. Ultramontanismus. Im gottesdienstlichen Raum wahrte die
katholische Kirche klare Distanz zu den Protestanten. So ist die
Errichtung eines neuen Simultaneums im Altenberger Dom als Preis
und Bedingung staatlicher Finanzhilfe für den Wiederaufbau
der verfallenen Klosterkirche ausdrücklich gegen ihren Willen
erfolgt; es kamen Ängste auf, der Staat wolle auch den vollendeten
Kölner Dom zur Simultankirche machen.
Erst die gemeinsame Erfahrung bisher ungekannter Bedrängnis
unter einem atheistischen Regime hat auf beiden Seiten das Verständnis
füreinander gefördert, auch zu spontaner praktischer Hilfeleistung
bei der Bereitstellung von Kirchen für Gottesdienste der anderen
Konfession. Dabei legte man katholischerseits Wert auf den Status
einer Ausnahmeregelung; im Hintergrund stand stets die Sorge um
ernst zu nehmende Glaubensgefahren durch eine Unterschätzung
der grundlegenden Unterschiede zwischen den Konfessionen. Während
bislang protestantischer Zuzug in katholische Gebiete primär
durch preußische Beamte und Militärs erfolgt war, setzte
nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund des Zuzugs von Vertriebenen
sowie steigender Mobilität eine spürbare Veränderung
der örtlichen und regionalen Verteilung von Protestanten und
Katholiken ein. Die Bemühungen um Gestaltung des gesellschaftlichen
Lebens in der Bundesrepublik brachten sowohl Kontakte zur partnerschaftlichen
Interessenwahrung als auch gewisse Spannungen vor dem Hintergrund
von Kultur- und Parteipolitik. Ansätze zu einem ökumenischen
Dialog und Miteinander gab es auch im Erzbistum Köln; erwähnt
seien der Kölner Stadtdechant Robert Grosche und seine Zeitschrift
"Catholica". Doch hat die sog. "Una-sancta-Bewegung"
hier offenbar weniger Förderung gefunden als andernorts. Die
verschiedenen katholischen Bewegungen und Initiativen haben dann
in Verbindung mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil den neuen Geist
der Ökumene zur Entfaltung gebracht, wie er heute selbstverständlich
geworden ist.
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Kardinal Johannes Gropper, Ölgemälde beim Gymnasial- und
Stiftungsfonds in Köln, 1558. |
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